Die Fotoarbeit „ I AM“ bezieht sich u.a. auf das ghanaische Sprichwort „Observers are worried“. Es steht für die Rätsel der äußeren Erscheinung und zugleich für eine Wirklichkeitsauffassung, daß Bilder und Blicke flüchtig sind und daß die Dinge nicht immer so sind wie sie sich zeigen. Es sollten Bilder entstehen, die nicht den westlichen Medien folgend, die Abbildung (meist in s/w) von Krankheiten, Armut und Katastrophen als Ziel haben. Bei dieser Arbeit ging es mir darum, Personen zu finden, die für Ghana, speziell Accra repräsentativ sind. D.h. Sie sind nicht durch lange Auslandsaufenthalte in Hinsicht der kulturellen und wirtschaftlichen Gesichtspunkte verändert. Durch mehrfaches Ansprechen und Erklären der Gründe und Ziele meines Projektes, fanden sich Personen die mir ihr Einverständnis gaben, sie in Ihren Lebensräumen porträtieren zu lassen. Im Gegensatz zur traditionellen ghanaischen Fotografie, war mir nicht eine genrehafte idealisierende Darstellung der Person wichtig. Mit der von mir benutzten Panoramakamera (Blickwinkel von 160 Grad) gelang es mir, auch durch die lange Belichtungszeit, sowohl das Gestellte bzw. Verfälschte der Personen aufzuheben. Diese Kamera wurde nicht ernst genommen, weil sie in ihrem Äußeren und der Funktionsweise von dort üblichen Apparaten abweichte. Unter anderem lag es auch daran, daß ich zwischendurch „Schnappschüsse“ mit einer Kleinbildkamera mit Blitz machte. So war das Interesse letztlich nur noch auf diese Kleinbildkamera beschränkt, da ich deren Bilder, auf denen sie die Möglichkeit zum „Posen“ hatten, den Fotografierten ein paar Tage später zukommen ließ. Ich versuche, die Personen in ihren Lebensräumen so zu zeigen, daß man Ihre Wanderung zwischen der traditionellen Kultur und der westlichen Konsumwelt, der christlichen Religion und dem traditionellen Glauben erahnen kann. Auf einem Foto sieht man eine Medizinfrau beim Tanzen. In der rechten Seite liegen ihre traditionellen Gegenstände für Heilungsrituale, welche zugehängt werden können. In der anderen Seite sieht man ihre von westlichen Konsumgütern geprägte Haushaltsecke. Die europäische Poträttradition versucht das Individuum in seiner Einzigartigkeit in den Vordergrund zu stellen, indem mit Hilfe der Lichtführung („Spitze“) und des Schärfenbereiches die Person vom Hintergrund gelöst bzw. abgegrenzt wird. Ich dagegen arbeitete mit einem 500 Watt Strahler, der direkt auf die Porträtierten und die Wände gerichtet wurde, um sie somit visuell zu einem Ganzen zu verschmelzen. Durch die Bewegungsunschärfe scheint die Person sich von einer Welt zu einer anderen Unbekannten begeben zu wollen. Durch die Benutzung von Farbdiafilmen, welche ich vor Ort im Negativverfahren entwicklen ließ, erhoffte ich mir sowohl eine Kontraststeigerung als auch Farbverschiebungen .Die Kombination dieser verfälschten Farben und den z.T. unrealistisch wirkenden Bewegungsabläufen scheint die kleinen Räume, auch durch den speziellen Blickwinkel der Panoramakamera, zu öffnen.